Regensburg, den 15.05.2025 „Das ist ja spielerisch leicht“ - die Redewendung ist wohl jedem bekannt. Was das aber mit einer Pflegeausbildung zu tun hat, durften Besucherinnen und Besucher am Samstag beim Tag der offenen Tür der medbo Pflegeschulen erleben. Denn das Lehrkonzept dort setzt immer mehr auf Gamification, also auf das spielerische Erlernen von Pflegeinhalten. „Was Spaß macht, bleibt besser im Kopf – egal wie alt man ist. Lernmethoden, die bei Kindern wirken, haben auch in der Erwachsenenbildung großes Potenzial“, sagte Schulleiter Harald Rzychon. „Klar, gibt’s Lernstoff und Prüfungen, aber unser Ziel ist es, möglichst oft mit praktischen Einheiten und spielerischen Elementen Pflegeinhalte zu vermitteln.“ Am Samstag wurde das Schulgelände zum bunten Erlebnisraum: Mit Info-Ständen, Themenräumen und Praxis-Parcours – von VR-Brillen bis Pflegequiz mit Dult-Gewinnspiel.
Eintauchen in virtuelle Pflegewelten
Ein absolutes Highlight waren die Virtual-Reality-Brillen (VR), die seit kurzem in den medbo Pflegeschulen zum Einsatz kommen. Am Tag der offenen Tür durften Besucherinnen und Besucher damit selbst in die Rolle einer Pflegekraft schlüpfen. Von Somatik bis Psychiatrie: VR macht nahezu alle Bereiche der generalistischen Pflegeausbildung erlebbar. So trafen die bebrillten Besucher im virtuellen Raum auf den stark rauchenden Patienten mit einer Lungenerkrankung oder die Patientin mit anfangender Demenz, die sich bei einem Sturz einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen hatte. Wurde ein virtuelles Objekt berührt, gab es auch sensorisches Feedback: „Ich habe den Puls einer virtuellen Patientin gemessen und konnte ihn sogar über den Controller spüren,“ erzählte eine Schülerin begeistert.
Spielerisch Ängste abbauen
„Die VR-Brille geht über das periphere Sehen hinaus und deshalb wirkt die Situation besonders realistisch,“ erklärte Dominik Schrembs, Pflegepädagoge an den medbo Pflegeschulen. „Unsere Auszubildenden tauchen komplett in eine Situation ein, sie stehen plötzlich mitten drin. Das ist sehr eindrucksvoll und auch emotional. Man hat den Drang, direkt etwas zu tun." Er fügte hinzu: „VR ermöglicht eine neue Art des Lernens, die verschiedene Lerntypen anspricht.“ Schulleiter Harald Rzychon brachte es auf den Punkt: „Virtual Reality hilft, Hemmschwellen abzubauen – besonders in komplexen oder emotionalen Pflegesituationen. Gleichzeitig motiviert der spielerische Zugang viele Auszubildende. Für uns ist Gamification kein nettes Extra, sondern ein fester Bestandteil einer modernen Pflegepädagogik.“
Sezieren, Skills Lab, Suchtparcours
Wieder angekommen in der realen Welt ging es für die Besucher weiter im Erlebnisparcours. Nebenan zeigten Lehrkräfte und Auszubildende wie eine echte Lunge seziert wird – und einen Raum weiter erhielt die Trainingspuppe „Nursing Ann“ einen neuen Verband. Im Skills Lab wurde Pflege zum Rollenspiel: Die Gäste verfolgten live, wie Beratungsgespräche zwischen Pflegekraft und Patient ablaufen – entweder direkt am Pflegebett oder aus dem Regieraum nebenan. Die Pflegepädagogen erklärten dabei, worauf es in der Kommunikation ankommt: zuhören, beobachten, gezielt reagieren. Dann gings rüber zum Suchtparcours – und der sorgte für echtes Kopfkino. Die Spezialbrille verwischte plötzlich Linien, Bewegungen wurden schräg. „Ich hatte das Gefühl, mein Körper gehört nicht mehr zu mir. Das war echt gruselig“, meinte ein Teilnehmer. Beim Rollstuhl-Parcours kam so mancher Besucher von der Fahrbahn ab. Kein Wunder, denn eine spezielle Brille simulierte eine fortschreitende Augenkrankheit. Eine Frau lachte erst, dann wurde sie ernst. „So ähnlich muss sich meine Mutter fühlen. Das ist gar nicht so einfach, wie’s aussieht.“
Kurzvorträge und Gesprächsforum
Im nächsten Flur warteten verschiedene Themenräume auf die Gäste – mit Aktionen, Infomaterial und persönlichen Gesprächen rund um Pflegepraxis, medizinische Grundlagen und Ausbildungseinblicke. Wer wollte, kam hier direkt mit Lehrkräften und Auszubildenden ins Gespräch. Ergänzend dazu gab es über den Tag verteilt Kurzvorträge: Sie beleuchteten die ein- und dreijährige Pflegeausbildung, informierten über Auslandspraktika und Erasmus+ sowie über neue Wege in den Beruf – etwa über Teilzeitmodelle oder Umschulungsangebote. Beim Format „Let’s talk about“ stand der offene Austausch im Fokus. Und im Gesprächsforum sorgten Anekdoten aus dem echten Pflegealltag für Lacher, Staunen und manchmal auch stilles Kopfnicken.
Nach einem abwechslungsreichen Vormittag mit Lerneffekten, Lachen und vielen „Wow“-Momenten zog Schulleiter Harald Rzychon ein persönliches Fazit: „Heute haben wir gesehen, dass moderne Pflegeausbildung viel mit Technik zu tun hat – aber mindestens genauso viel mit Neugier, Austausch und einem guten Bauchgefühl. Und wenn man beim Pulsmessen ins Schwitzen kommt, obwohl die Patientin nicht echt ist, dann ist das doch der beste Beweis: Die Methode wirkt. Und keine Sorge – die VR-Brillen sind nicht nur Teil unseres heutigen Unterhaltungsprogramms.“
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Text: medbo KU / K. Tenberge-Holzer
Bild: Virtuelles Pflegetraining mit VR-Brille (c) medbo KU / Lena Schmidt